critical theory, literary aesthetics, philosophy, Hölderlin, Novalis, Kierkegaard, Hegel, Rilke, Nietzsche
Die vorliegenden Untersuchungen verfolgen in einer Reihe literarischer und philosophischer Fallstudien die Spur jenes flüchtigen Subjekts intellektueller Reflexion, das im kritischen Subjekt-Diskurs der vergangenen drei Dekaden immer nur als eine Art Schimäre gegenwärtig war, als ein hybrides Schattenwesen zwischen Kontingenz und Transzendenz, das den Diskurs nährt, ohne ihn zu begründen. Lévinas, Derrida, Blanchot, Deleuze und Agamben gehören zu den Protagonisten in diesem Diskurs, der das Subjekt nur mehr als sich auflösendes zu kennen scheint und im übrigen jeden Rückbezug auf seinen Ursprung wie überhaupt jede abschließende Geste, sei sie rhetorisch, philosophisch oder ästhetisch sabotiert. Ohne je Präsenz zu erlangen im Sinne der wahr und falsch, Substanz und Akzidenz unterscheidenden Autorität, behält das Subjekt darin jedoch ein gewisses diffuses Vorkommen. Als erratische, referenzlose Subjektmetapher entfacht es einerseits immer noch das Verlangen nach der Wahrheit als Erkenntnis, während es andererseits den Weg dorthin eher irritiert als orientiert und den Zugriff im entscheidenden Moment desavouiert. In der Weise dieses Vorkommens, als eine Art Proto-Subjekt, nimmt es eher einen Charakter des Verschwindens an als des Erscheinens, des Maskierens eher als der Evidenz und der Trope eher als des Begriffs. Es artikuliert sich eher in Modis des Verschweigens als des Offenbarens und in der Verhaltenheit einer synkopierenden Ohnmacht eher als im Nachweis der diskriminierenden Mächtigkeit seines Begreifens. Der gegenwärtige Auflösungsdiskurs hat sich diesem Nachhall des Subjekts in den Tropen seiner Ohnmacht und seines Verschwindens bisher noch kaum gewidmet. Hier setzt unsere Untersuchung ein, indem sie in beispielhaften Studien Fragmente der ästhetischen Tradition einer solchen rezessiven Subjektivität und ihrer, wie wir es nennen wollen, synkopischen Figuren und Strukturen zu rekonstruieren versucht.